Mit dem Zug nach Bangalore und Mysore

Mit dem Nachtzug geht's von Hospete nach Bangalore. Diesen bereits seit längerem gebuchten Zug um einen Tag zu verschieben war ein weiteres indisches Rätsel, welches wir schliesslich mit Hilfe des Gopi Guesthouse Managers und unserem Online Account bei der indischen Bahn mit etwas Geduld und List lösen konnten.  Mit grosser Freude nehmen wir dann die super breiten Betten in unserem Schlafwagenabteil zur Kenntnis (4er Abteil, A1 AC) in denen wir während der 8-stündigen Fahrt (22h-06h) unseren gerechten Schlaf finden.

 
In Bangalore angekommen, ziehen wir für die kommenden 4 Tage in das "Sunshine Nest" von unserer Gastgeberein Veena ein, welches wir über Airbnb gebucht haben. Veena ist lustig, ungezwungen und offen (und ein sogenannter "Superhost" auf Airbnb ;-).
 
Ihr kleines aber feines Haus im nobleren Stadtteil "Indira Nagar" ist eine wahre grüne Oase mit wundervollem Bonsaigarten und einem ausgewachsenen Mangobaum im Hinterhof.

Verwöhnt werden wir von Sheela Ihrer Hausangestellten mit indischem Frühstück, indischen Broten (Chapatti/Rotis), Kartoffeln, Kichererbsen, Linsen, Humus Joghurt und Früchten. Den Kaffee gibt es allerdings immer erst am Ende.

Wir bummeln am Nachmittag unseres ersten Tages noch etwas durch die gepflegte Nachbarschaft und genehmigen uns Kaffe+Kuchen im viel gelobten "Yogisthaan Cafe".
 
Unsere Bedingungen "keine Tempel" und "kein Museum" machen die für den 2.Tag von Veena organisierte Sight Seeing Tour (mit privatem Fahrer) zu einem sehr kurzen Erlebnis von dem wir die meiste Zeit eh in Bangalores stetigem Verkehrschaos und dem regen Treiben auf den Strassen stecken. Den Rückweg zu unserer Unterkunft nehmen wir dann mit der Metro in Angriff (ein To Do von unserer generellen Indien Checkliste: einmal Metro fahren  ;-).
 
Auf unseren Wunsch hin hat unsere Gastgeberin Veena für den Folgetag einen Schulbesuch organisiert. Wir verfolgen die Absicht in jedem Land auf unserer Reise einen lokalen Schulbesuch als "Anschauungsunterricht" für Siena durchzuführen. Wir fahren in eine Schule im moslemischen Viertel und werden von Ravi unserem Fahrer in das Büro der Schuldirektorin gebracht. Wir sitzen also im Büro der sehr resoluten Direktorin umringt von vielen anderen Menschen (wohl Lehrerinnen) und hören uns an wie diese Direktorin unseren Fahrer "zusammenstaucht" da sie offenbar nichts von einem solchen Besuch weiss. Nach einigen Telefonaten stellt sich heraus, dass wir bei der falschen Schule gelandet sind... Für eine spannende Beobachtung reicht unser kurzer Besuch aber aus:  im Büro der Direktorin stehen acht Monitore auf denen die verschiedenen Klassenzimmer stets per Video überwacht werden.  Zudem wird das geschlossen gehaltene Schultor von einer mit einem Holzstock "bewaffneten" strengen sehr alten Dame resolut bewacht.
 
Unsere richtige Kontaktperson treffen wir dann aber wenige Meter neben der Schule und sie bringt uns an den vereinbarten Ort. Zu unserer Überraschung dürfen wir eine Vorschule (Kindergarten) besuchen. Es handelt sich um eine Einrichtung für sozial benachteiligte, arme Kinder, welche durch Spenden gestützt wird.  Die Kinder freuen sich sehr, sind folgsam und stehen stramm. Im Anschluss gibt es einen Fototermin mit den Kindern und einen Besuch des nahegelegenen Slum in dem die Familien der Kinder wohnen oder wohl eher "hausen". Wir dürfen uns 2 solcher Behausungen anschauen die auf wenigen Quadratmetern in einem einzigen Raum von ganzen Familien bewohnt werden. Wir sind betroffen aber nicht schockiert da uns die in Indien allgegenwärtige teilweise enorme Armut und der Schmutz schon vielmals zuvor begegnet ist. Wir treffen dabei auch auf ein kleines Kindergartenmädchen welches an "Fits" erkrankt ist.
 
Nach den ersten 3 Wochen in Indien, kommen wir mal auf ein spezielles Thema. In Indien werden einem gerne sehr fantasievolle Stories erzählt, vorallem wenn man plant etwas auf eigene Faust zu organsieren. Wir jedoch sehen das selber organisieren als einen wichtigen Teil unseres Erlebnisses und als Herausforderung.
 
Beispiel Mysore:
Von Bangalore aus haben wir geplant die Stadt Mysore zu besuchen. Als wir Interesse daran zeigten, hat man uns gleich das praktische Package mit eigenem Fahrer/Fahrzeug von Bangalore und retour angepriesen. Dieses hat natürlich den Vorteil, dass man 2 Tage lang jederzeit einen Fahrer zur Hand hat und keine mühsame Ticketbuchung absolvieren oder sich mit lokalen Taxi/Tuk-Tuk Fahrer herumschlagen müsse. Die Fahrt via Strasse dauert jedoch leider mindestens 2 Stunden länger als per Zug (sprich min. doppelt so lange).
 
Die Fahrt mit einem Fahrer ist auch klar teurer, denn der Organisator kann einen Fahrer, einen Fabrikverkauf, einen Sightseeing und Essensstop sowie diverse andere Serviceleistungen in das Package packen und bekommt selbstverständlich für die Organisation seinen Rupien-Anteil.
 
Wir möchten die Tour bevorzugt mit dem Zug (2Std pro Weg) machen. Leider konnten wir diesen Zug auch nach mehreren Anläufen erstmal nicht buchen, vermutlich wegen der internationalen Kreditkarte. (Diese hatte vorher jedoch schon mehrmals funktioniert.) Am Vorabend des Reisetages, als es mit unserer Zugsbuchung langsam eng wurde, hat man uns erzählt, dass der Zug sehr wahrscheinlich ausverkauft wäre, da fürs Weekend alle Pendler nach Mysore zurückkehren würden 😉. Ja, das hört sich eigentlich gar nicht so unmöglich an für Indien. Unser Plan B ist ohne Ticket zum Bahnhof zu gehen, Plan C mit einem öffentlichen Bus oder Plan D mit Uber oder Ola nach Mysore zu fahren.
 
Zu später Stunde können wir dann unsere gewünschten Tickets endlich online buchen. Unser Zugsabteil ist übrigens max 1/3 voll, die Nachbarsabteile waren ganz leer. Ähnlich war es auch in Hampi, als davon gesprochen wurde, dass halb Bangalore nach Hampi kommen würde um Holi zu feiern. Tatsächlich bestand der Umzug an Holi aus der Dorfjugend und der Rest waren Touristen. •Welcome to India!•
 
Auf unserem selbst organisierten Mysore Ausflug haben wir im "Lalita Mahal Palace" genächtigt. Das ist ein ehemaliger Palast von 1921 der teilweise zu einem Hotel umfunktioniert wurde. Die Räumlichkeiten werden viel für Hochzeiten und auch als Filmkulisse für Bollywood Streifen genutzt. Unser Palastzimmer hatte 6 Meter hohe Decken und super bequeme Betten.  Es waren zu dem Zeitpunkt max. 4 andere Zimmer belegt. Der riesige Palast war also ziemlich verlassen und es war ein spezielles Gefühl durch die menschenleeren pompösen Gemächer zu wandeln. Für eine Nacht in einem echten Palast zu wohnen war ein besonders schönes Erlebnis.
 
Am Abend besuchen wir den lokalen Devaraj Markt. Ein Markt mit vielen Früchten, Gemüse, Blumen und anderen farbenfrohen Angeboten. Auch der empfohlene Zoobesuch in Mysore ist wirklich sehr schön. Die meisten Tiere haben grosse Gehege mit viel Auslauf. Unsere Highlights sind die Leoparde und die beiden Tiger (welche aber leider nur von weitem zu sehen waren).
 
Nach unserer Rückkehr nach Bangalore haben Sibylle und Siena einen Coiffeurtermin. Nach der Verschönerung geht es so gut wie direkt zum Flughafen. Unser Flug mit GoIndiGo von Bangalore nach Kochi ist pünktlich und sehr angenehm. 🌺Bye Bye Bangalore 🌺.

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